Mimis österreichische Welt
Oft werde ich gefragt, warum ich mich durch meinen Österreichbezug in Mimis Welt freiwillig einschränke. Vor allem einen Teil der potentiellen Leserschaft würde ich mir dadurch wegschneiden. Und schließlich wäre eine Anpassung an einen neutralen Ort ganz leicht möglich, denn diese Geschichte kann sich überall auf der Welt genau so zutragen. Diese Risiken sind mir bewusst. Ich habe mich aus mehreren Gründen trotzdem für das Schreiben eines österreichischen Romans entschieden.
Allem voran schreibe ich besser über Orte und Gegebenheiten, die ich gut kenne. Ich habe die Bilder zu den Gebäuden, Landschaften, Straßen und Gassen vor Augen, die Gerüche des jeweiligen Ortes in der Nase und ich spüre den grobkörnigen Verputz des Hauses unter meinen Fingerspitzen, das ich mir für Mimis Elternhaus ausgesucht habe. Das versetzt mich beim Schreiben in eine Stimmung, die man meines Erachtens beim Lesen spürt.
Des Weiteren gibt es in meinem Buch eine Nebenfigur, die den Anwaltsberuf ausübt und eine weitere, die ebenfalls Rechtswissenschaften studiert hat. Da die österreichische Rechtslage in so manchen Bereichen (mal mehr, mal weniger) von beispielsweise deutschen Gesetzen abweicht, wollte ich beim Schreiben von juristischen Szenen keinen Blödsinn fabrizieren. Keine Angst, es handelt sich um bloße Randszenen. Aber dennoch war es mir wichtig, dass das, was im Buch steht, auch wirklich stimmt.
Und außerdem gibt es in Österreich ganz besonders hübsche Wörter, die ich festschreiben und wiederaufleben lassen will. Da wären zum Beispiel »ungustiös«, »sekkant« oder »außertourlich«. Auch bei manchen Österreichern geraten manche Wörter langsam in Vergessenheit. Dabei gibt es oft gar kein aussagekräftiges Synonym und man muss sich einiger Worte bedienen, um das Gewünschte zum Ausdruck zu bringen. Davon mal abgesehen sind Palatschinken nun mal keine Eierkuchen, Pfannkuchen oder Crêpes, sondern schlichtweg Palatschinken. Für alle, die Schwierigkeiten mit den dünn eingeflochtenen österreichischen Ausdrücken haben, ist dem Roman ein übersichtliches Glossar angeschlossen, in dem man nachschlagen kann.
Und hier das Rezept für Palatschinken:
½ Liter Vollmilch
2 Eier
200 g glattes Mehl
1 Prise Salz
1 Schuss Mineralwasser mit Kohlensäure
Die Milch mit den Eiern verquirlen, das Mehl löffelweise dazugeben und zu einem glatten Teig verrühren. Eine Prise Salz und einen Schuss kohlensäurehaltiges Mineralwasser beimengen und unterrühren. Teil für eine halbe Stunde rasten lassen.
In einer flachen Pfanne ein wenig Butter heiß werden lassen. Im Anschluss den Pfannenboden mit Teig bedecken. Auf einer Seite backen lassen, bis sich die Palatschinke wenden lässt. Auf der anderen Seite fertigbacken.
Mit Marillenmarmelade (oder Erdbeermarmelade, Nutella usw.) bestreichen, einrollen, Staubzucker drauf – fertig!
Palatschinken lassen sich auch pikant füllen, zum Beispiel mit Schinken und Käse, Spinat und vielem mehr.
Übriggebliebene Palatschinken kann man in dünne (etwa 0,5 cm breite) Streifen schneiden und sind eine köstliche Suppeneinlage (Frittatensuppe).