Wer steckt hinter den Figuren in Mimis Welt?
»Wer verbirgt sich hinter Georg?«
»Bist du Mimi? Oder eher Greta?«
»War dein Mann Vorlage für Konstantin?«
»Läuft eigentlich alles normal bei euch zu Hause?«
»Musstest du den Verlust einer Schwester verkraften?«
»Wie ist das Verhältnis zu deinen Eltern?«
Das ist nur eine kleine Auswahl an Fragen, mit denen ich seit Veröffentlichung von »Mimis Welt – Die Sache mit dir« konfrontiert wurde. Ich erinnere mich an ein Telefonat zwischen meiner Mutter und ihrer langjährigen Freundin, die mich mein ganzes Leben lang kennt. Sie wollte wissen: »WAS habe ich übersehen? Ist da etwas schief gegangen … damals in ihrer Kindheit?«
Anfangs drängten mich diese Fragen in einen Rechtfertigungs- oder besser gesagt Beschwichtigungsmodus. Ich hatte Angst, dass Menschen, die mich kennen oder auch nicht, mich plötzlich anders bzw. verfälscht wahrnehmen oder meinen, schlagartig alles über mich, mein Leben, meine Familie, meine Kindheit, meine Vorlieben, meine Abneigungen usw. zu wissen. Ich halte hiermit fest: Es gibt keinen realen Georg, mein Mann ist nicht Konstantin und bei uns daheim läuft alles normal. An dieser Stelle interessiert mich: Was ist normal? Ich bin und war immer Einzelkind und das Verhältnis zu meinen Eltern ist gut. So – genug über die Autorin – nun zu den Figuren im Buch.
Mittlerweile bin ich im Umgang mit derartigem Interesse lockerer. Ich reagiere zum Teil gerne mit der Gegenfrage: »Hast du dich entdeckt? Denn ein Teil von dir steckt vielleicht in diesem Buch. Möglicherweise ist es Georgs Angewohnheit, seine Wäsche selbst zu waschen, weil er nicht will, dass jemand anders seine Kleidung anfasst. Oder Gisis Mütterlichkeit. Bist du so treu und beständig wie Alex gegenüber Mimi oder hast du dieselbe Einstellung wie Greta zum Thema Mutterschaft?«
Wie ich die Figuren letztendlich entwickle: Ich beobachte mir bekannte und wildfremde Menschen, lasse mich von ihnen inspirieren, jedoch nicht in ihrer Gesamtheit. Da steht beispielsweise diese Frau an der Kasse vor mir, mit ihrem perfekt frisierten Bob und ihrem abwertenden Blick auf die müde Kassiererin. Wären ihre Haare nicht blond, sondern schwarz, könnte sie Olivia sein. Der präzise Haarschnitt und ihre Arroganz landen in meiner Figur. Die Haarfarbe und die Katzenaugen hat Olivia von der damaligen Freundin des Bruders eines Mannes, in den ich in meiner Jugendzeit mal kurz heftigst verliebt war. Ihre Augen haben sich für immer in mein Gedächtnis eingebrannt und sind jetzt Teil von Mimis Welt.
Ich filtere Kleinigkeiten aus meinen Eindrücken oder Erinnerungen heraus und baue mir aus unzähligen Einzelteilchen einen Charakter, der für die Leser*innen so spannend ist, dass sie mehr über ihn erfahren wollen. Das Zusammenmischen der unterschiedlichsten Wesenszüge geschieht auf Basis der allgemeinen Lebenserfahrung. Die Figuren müssen am Ende stimmig sein und plausible Handlungen in meinen Geschichten setzen.