Über „Das wird mein Jahr“
Mit dieser Denkweise beginne ich jedes Jahr. Als läge es in meiner Hand, mich dafür oder dagegen zu entscheiden. Aber mal ehrlich: Wer sagt am Anfang eines Jahres auch „Hey, also ich spüre, das wird echt nicht mein Jahr.“ Außer man wacht nach einer ausschweifenden Silvesternacht mit einem beleidigten Kopf über die Schüssel gebeugt auf. Dann kann man schon mal zweifeln. Das mit den Partys hat sich jedoch nun schon seit einiger Zeit erledigt, zumindest für halbwegs normaldenkende Menschen, die immer noch darauf achten sich und andere zu schützen. Omikron kann nämlich genauso schwer verlaufen oder einen tödlichen Ausgang nehmen wie die Vorläufervarianten. Aber das nur mal so am Rande.
Ich startete also mit ausgeruhtem, klarem Kopf, dem Gedanken „Das wird mein Jahr“ und einer gewissen Erleichterung darüber, dass 2021 der Vergangenheit angehört, ins neue Jahr.
An dieser Stelle ein kurzer Rückblick:
Ich habe 2021 eine Freundin verloren. Unterschiedliche Sichtweisen, kein gegenseitiges Bemühen … da reicht es irgendwann auch nicht mehr, die Hand auszustrecken und kleine Gesten der Versöhnung zu setzen. Ich habe in den letzten Wochen meinen Frieden damit gemacht. An dieser Stelle bedanke ich mich für die vielen gemeinsamen Jahre, die ich nicht missen möchte. Zurück bleibt ein eigenartiges Gefühl, wenn man bedenkt, wie viel man mit einer Person geteilt hat und am Ende bleibt nichts übrig, außer Erinnerungen, die irgendwann verblassen werden.
Auch irgendwie irritierend: Meine Veröffentlichung von „Mimis Welt – Die Sache mit dem Vater“ ging völlig unter. Mir fehlte gegen Jahresende schlichtweg die Kraft, das Buch und die Erscheinung zu bewerben. Meine letzten Reserven steckte ich in den Versand und die persönliche Übergabe der Exemplare an wichtige Menschen. Ein bisschen getragen von der Hoffnung, dass mir jene helfen, den (wirklich gut gelungenen) Fortsetzungsroman sichtbarer zu machen. Ich habe gelernt: Das funktioniert, bis auf wenige Ausnahmen (denen ich an dieser Stelle von Herzen danke), NICHT. Wer es also aufgrund meiner fehlenden Werbung noch nicht mitbekommen hat: Mein neues Buch ist draußen! Und das Lesen lohnt sich.
Das Thema Schreiben wuchs im vergangenen Jahr nicht nur für mich zu einem wichtigen Bestandteil meines Lebens heran. Auch meine Familie unterstützt mich auf diesem Gebiet, was angesichts des bislang eher vernachlässigbaren Erfolgs ein wunderschönes Zeichen der Wertschätzung und Liebe ist. Trotz seines anspruchsvollen Fulltime-Jobs, der das Familieneinkommen sichert, hatte ich nie das Gefühl, dass mein Mann meine Tätigkeiten als weniger wertvoll sah als seine. Klein-Stein dealt in der Schule mit meinen Büchern, plottet mit mir und schreibt mittlerweile ihre ersten eigenen Geschichten. Meine Eltern sehen in mir eine begabte Schriftstellerin und sprechen mir so viel Mut zu.
Darüber hinaus pflegte ich meine Seelenverwandtschaft zu meinem Schreib- und Projektpartner Tom U. Behrens und wir entwickelten uns gemeinsam weiter. Ab Mitte des Jahres gelang es uns, unsere Ideen, unsere Energie und unser Können in ein großartiges Herzensprojekt zugunsten herzkranker Kinder zu lenken. Das Ergebnis von #1bild2geschichten ist ein Gesamtwerk mit dem Titel „100 Bilder – 200 Geschichten, Alles eine Frage der Perspektive“. Davon wurde beinahe die gesamte Erstauflage von 1.000 Stück verkauft. Der Reinerlös aus dem Verkauf der Bücher hilft Menschen, deren Sorgen und Ängste all die kleinen Alltagsprobleme nichtig erscheinen lassen. Er kommt Organisationen zugute, die herzkranke Kinder und deren Familien unterstützen.
Gemeinsam mit den über 150 Autorinnen und Autoren, der großartigen Designerin Madeleine Kaluza, dem Web-Developer Mats Norén, einem Profi-Korrektor*innenteam, das sein Können kostenlos zur Verfügung stellte, und zahlreichen Unterstützern und Medienpartnern haben wir es geschafft, eine kleine Idee professionell und bestmöglich umzusetzen. Besonders freue ich mich über die Zusammenarbeit mit der Künstlerin Sadie, meiner talentierten Mama, die einige ihrer Werke für #1bild2geschichten zur Verfügung gestellt hat. Ich DANKE allen, die dieses Projekt unterstützen! Wer das Buch bestellen möchte, folgt einfach diesem Link: https://1bild2geschichten.de/bestellung/
In den vergangenen Monaten habe ich viel über mein Umfeld und mich selbst gelernt. Oft hat es sich so angefühlt, als wäre ich ununterbrochen am Stolpern. Aber rückblickend war es eine wertvolle Zeit, die mich als Autorin und als Mensch einen großen Schritt vorangebracht hat.
Dieses Jahr werde ich (wieder) viel schreiben. Weil ich einfach unfassbar gern schreibe und mir selbst so nah bin, wenn ich mich auf den Prozess des Geschichtenerzählens komplett einlasse. Völlig losgelöst von Absatzzahlen und anderen vermeintlichen Erfolgsparametern: Solange ich schreibe, ist das mein Jahr.